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Beitrag: Blog2_Post
AutorenbildRahel Hüberli

VERGESSEN? VERZIEHEN? VERGANGEN UND VORBEI?

Aktualisiert: 13. Juli 2023




Das, was die letzten drei Jahre passiert ist, ist meiner Meinung nach nicht zu verzeihen. Und auf gar keinen Fall darf es vergessen werden.


Da sind so viele Dinge passiert, die einfach nur entsetzlich waren. Und nur weil es nun, so scheint es, überstanden ist, ist es nicht weniger entsetzlich.

Das will aktuell aber kaum einer hören. Auch bin ich mir ziemlich sicher, dass sich der ganze Wahnsinn problemlos wiederholen lässt. In derselben oder in einer anderen Form.


Wie gehen wir um mit all dem, was so vielen von uns angetan wurde?

Die Wut und die Trauer lösen sich nicht einfach in Luft auf. Trotzdem müssen wir einen Weg finden, unser Leben wieder mit Gutem zu füllen. Ich jedenfalls möchte das. Irgendwie. Ich weiss nur nicht wie.


Mir persönlich gelingt das zur Zeit nämlich nur bedingt.

Wenn ich bei den Pferden bin, fühle ich mich geerdet und frei. Beflügelt und zuversichtlich.

In meinem Alltag ist mir dies oft nicht möglich.

Ich empfinde immer noch und immer wieder einmal eine unbändige Wut und einen Schmerz, den ich nicht wirklich zu überwinden vermag.


Ich begegne dieser Verletzung mit tiefschwarzem Humor. Ich belustige mich auch ganz gerne über diejenigen, die in meinen Augen vollkommen verloren sind und die für mein Empfinden vor drei Jahren ihren Verstand verloren und ihr Herz verschlossen haben.

Tief in mir drinnen weiss ich, dass mich diese Form der Bewältigung nicht wirklich weiterbringen wird. Dennoch kann ich diese Seite nicht wirklich abstreifen.

Und aktuell will ich das wahrscheinlich auch noch nicht.

Der Wahnsinn galoppiert ja auch munter weiter.


Ich muss/soll/kann/darf weiterleben, aufarbeiten, in mir ruhen, optimistisch und bei Kräften bleiben, standhaft und mutig sein, zu mir stehen, meine Werte bewahren, nicht verbittern, verzeihen, Brücken bauen, vergessen, dankbar sein, nicht verzagen, mein Kind grossziehen und einen Haushalt schmeissen.

Eine Aufzählung, die sich endlos weiterführen liesse.

Manches kann ich, manches darf ich, manches soll ich, manches muss ich.


Manchmal fühlt sich dieser Spagat zu gross für mich an. Natürlich tut es mir selber nicht gut, wenn ich nicht verzeihe. Damit schade ich letztendlich hauptsächlich mir selbst.

Das weiss ich. Trotzdem gelingt es mir nicht.

Auch hier wahrscheinlich, weil ich es nicht will.


Meine Frisörin meinte letzte Woche, wir seien die letzten drei Jahre alle kaputt gegangen. Trotzdem müssten wir ja weiterleben. Daher habe sie entschieden, sich nicht mehr mit all diesen Themen auseinanderzusetzen. Sonst gehe es ihr zu schlecht.

Ist das die Lösung? Ich weiss es nicht. Mit am meisten verachtet habe ich diejenigen, die mir jeweils antworteten, sie hätten keine Zeit und keine Kraft um sich mit all diesen Themen auseinanderzusetzen, sie hätten Kinder, oder Stress bei der Arbeit.


Trotzdem möchte ich einen Mittelweg für mich finden. Denn wenn ich mich weitere Jahre an all diesen Themen aufreibe, kommt es mit Sicherheit auch nicht gut.


Darum abschliessend die Frage:

Wie geht ihr um, mit all dem, was so vielen von uns angetan wurde?




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Guest
May 28, 2023

Der Spruch „Irren ist menschlich, Verzeihen ist göttlich“ ist nicht umsonst entstanden, wie ich finde. Bin schon Jahre mit Meditationen, Therapien, Geistheiler an einem “Verzeihungs-Versuch“, jedoch an Menschen aus meinem alten Umfeld. Bis jetzt hats noch nicht geklappt. Und auch wenn alte Prägungen immer wieder hochkommen, versuche ich das Schöne im Kleinen zu sehen. Den Weg des Verzeihens muss jeder selber finden.

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