23. September 2022
Aus dem Tagebuch eines Kaisers
Nach erneuten 3 Tagen Durchackern an hochsinnigen Projekten kam Majestät in den Sinn, dass man sich ja noch, alleine der Bürokratur wegen, zu bewerben habe. Wir hatten Uns das ganze Jahr lang für unterbezahlte Presstituierten-Berufe wie Grafiker, Journalist, Social Media Manager- oder Makro-Content Producer et al angestrengt, doch zu einem persönlichen Gespräch wurden Wir sage und schreibe kein einziges Mal eingeladen. (Dieses kulturelle Online-Blättchen ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden muss, wie auch die Story mit dem Teilzeitmusiktherapeuten, die noch läuft.)
Unsere süsse junge Freundin, (nein, ihr Ferkel, das ist nur plutonische Liebe!), welche gerne diese knappen Miniröckchen trägt, die ihr wohlgemerkt auch besser als Uns stehen, aber weder ein Gif von einem Gift unterscheiden, noch das Wort Recherche richtig buchstabieren kann und ausser SMS in dieser verstümmelten Sprache der hippen Millenials noch keinen einzigen Text über 5 Zeilen verfasst hat, hatte dieses Jahr schon elf Einladungen und jetzt einen Teilzeit-Job als «Social Media Managerin» eines bekannten Konzerns. (Majestät mussten ihr vorgestern erklären, wie man einen Facebook-Account eröffnet.) Nun gut, item: Obwohl Wir Uns mittlerweile gewohnt sind, mehrere Tage und Nächte ohne Schlaf an Unseren Visionen Gas zu geben (wenn Wir müde werden, wechseln Wir einfach Unser Projekt - von Musik zu 3D, von Grafik zu Typo, von Typo zu Geschichtenschreiber und so fort), haben sich Seine Hoheit gestern mehr oder weniger aus Versehen bei einer Regelschule beworben. Und das auch noch zu hundert Prozent, was umgerechnet auf ehrbare Berufe etwa so alles in allem 22 Stunden Präsenszeit pro Woche sind. Ja, da gehen auch normale und kaum geschlüpfte Menschlein hin, die keine Regel haben. Aber auch andere Verhaltensoriginelle. Die leiten meistens die Institutionen zusammen mit den prekaritären Karnickeln, die ständig unabsichtlich neue Rotzlöffel produzieren. Jedenfalls war das vor Äonen noch so. Seitdem klingelte das Telefon dermassen häufig, dass Wir überlegen, in Max!co eine zusätzliche Stelle für so eine scharfe Sekretärin, so eine «Miss Monneypenny» zu schaffen, welche abnimmt. Nein, nicht Gewicht. Doch, schon, aber nicht von ihrem Hüftgold... Ach, ihr versteht schon. Nein, auch nicht, ihr versteht ja überhaupt nix! Lauter Schulleiter*Innen wünschen Seine Majestät HIMSELF am schnurlosen Funkfernsprechapparat zu parlieren und sogar, das heisst jetzt so anscheinend, eine "Schulpflege" lud Uns zu einem Tässchen Kaffee und einem Schwätzchen ein. Die will sicher was von Uns. Na gut, sie haben es schliesslich nicht anders verdient, diese Hellvetier und ihre Völkerwanderschaften! Dann werden Wir halt Pauker! Sogar Standpauker! Einerseits hätten Wir ja lieber Unterstufe, die sind meistens noch kleiner als Wir und schlagen noch nicht so hart zurück, da ihnen das nötige Kampfgewicht fehlt, dafür werden die ja meistens von tollwütigen Bestien beschützt. Mütter, glauben wir, nennt man die. Andererseits könnten Uns die von der Oberstufe hier in der Stadt wahrscheinlich besseren Stoff beschaffen. Doch wenn diese Institutionen Uns wieder nur als Primarlehrer bezahlen, warum sollte man sich den ganzen Stress mit den Bandenkriegen antun? Gut, Wir könnten Schutzgelder erpressen... Mittelstufe klingt eigentlich ganz vernünftig, ausser dass alle Eltern, deren Sprössling seinen Namen schreiben kann, Uns mit allen Mitteln bestechen und dazu zwingen wollen, das Go für die Sekundarschule zu unterschreiben... Hach, es ist doch wie immer. Sitzen wir am Geflügel, wünscht der Pöbel Death Metal, hat man sich die Stromgitarre umgeschnallt und die Verzerrer eingerichtet, schreien sie nach Kleidermann. Egal, Majestät sind fest entschlossen, den Staatshaushalt mit allen nötigen lauteren und unlauteren Mitteln, auch zum Wohle des ganzen Wolkes, wundersam zu mehren. Wir werden euch Mores lehren!
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