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AutorenbildSarah Weya

Die Zukunft weint

Aktualisiert: 7. Juli 2023

Sarah Weya

Als Kind bin ich in den Genuss von «Alphüttli»-Ferien gekommen. Eine unbeschwerte Zeit mit meiner besten Freundin, der Fantasie. Mit langen Kleidern meiner Mutter spielte ich meine eigenen Märchen. Imaginäre Prinzen retteten mich vor bösen Gestalten. Ich baute mir eine Küche und kochte mit Dreck und Blättern Hexensuppen oder bereitete ein hochstehendes Mal für die Waldgesellschaft vor. Mein Territorium habe ich mit Steinen und Holz markiert. Kein Zutritt für meine kleine Schwester, nur mit Einladung.


Im «Alphüttli» gab es kein fliessendes Wasser, keinen Storm und ein «Plumsklo». Alles, was gekühlt werden musste, wurde im Brunnen gelagert. Wir haben uns alle entweder im Brunnen oder in einem kleinen Bachbett gewaschen. Ein Paradies für ein Kind wie mich, und so wie es scheint, bin ich in dieser Beziehung noch nicht erwachsen geworden.


Blackout


Als die Angstmacherei «Blackout» in den Medien kam, hatte ich keine Angst, sondern Lust auf Survival. Tagelang habe ich mir die grösste Apokalypse in meiner Fantasie ausgemalt. Die Charaktere von den Nachbarn analysiert und mich sogar gefragt, ob ich unseren Hund essen würde. Mittlerweile haben wir Funkgeräte, Friedhofskerzen zum Kochen und statt Büchsenfrass andere Lebensmittel im Keller. «Alphüttli» Ferien in der heutigen Zeit und dies nur im Kopf. Ich habe mir diesen Stromausfall auf längere Zeit regelrecht herbei gewünscht. Ich hätte meinen Spass gehabt.


Paradies oder Hölle?


Ich weiss nicht genau, welche Sterbeprozesse ich in meinen früheren Leben durchgemacht habe, aber ich tippe auf Kriegsopfer oder Hexenverbrennung. Vielleicht bin ich deswegen in der verwöhnten Schweiz geboren. Eine Genugtuung, ein Wiedergutmachen für eine Welt, die schon immer in menschlicher Sicht völlig keinen Sinn machte. Vielleicht ist es tatsächlich so, dass man meint sich im Paradies zu befinden, dabei steckt man bis zum Hals in der Hölle. Man kann alles definierten. Blau kann plötzlich Rot heissen, wer arm ist, ist in Wirklichkeit reich, und die Reichen haben nichts, ausser Geld. Vielleicht liegt das Paradies dort, wo alles ausgeglichen ist? Da die Welt dual ist, scheint dies nicht möglich zu sein. Aber trotzdem, wenn alle unseren Hund fressen wollen, würde ich auch zur Kriegerin werden.


Krankheiten


Dass unser Leben ein Ende haben wird, ist klar. Wir leben aber praktisch gegen den Tod und nicht für das Leben. Wir wollen nicht sterben, dabei leben wir uns ins Grab. Viele Dinge, die uns krank machen, sind nur virtuell. Eine Betreibung kommt zwar auf Papier, aber sie besteht aus einem Gedankenmuster. Man hat uns gesagt, dass man bei einer Nichtbezahlung ein schlechter Mensch ist. Dieses Gefühl kann Tumore und andere Krankheiten auslösen. Wenn man sich das bewusst ist, kann man die Krankheit verhindern. Die Angst vor der Angst ist ein grosses Problem. Die Frage ist: Wenn man täglich einer Arbeit nachgeht, die man nicht tun will, aber empfindet keine Angst vor einer Betreibung? Ist das dann gesünder?


Freiheit


Das Wort Freiheit kann ich nicht mehr definieren. Aber die Zukunft wird sie uns in dieser Form, wie wir sie kannten, wegnehmen. Die Freiheit wird einfach neu erschaffen und alle werden es glauben und als normal empfinden. Die Freiheit hat wohl schon vor langer Zeit den Löffel abgegeben und wurde immer wieder neu erfunden. Der Mensch wird aber jetzt digitalisiert und kontrolliert. Was zukünftig Freiheit bedeuten soll, ist für mich momentan noch nicht fassbar. Bei der Vorboten Definition stehen mir aber die Haare zu Berge.


Lebensunterhalt


Wenn Klaus Schwab unser neuer Messias ist, dann wäre wohl ein Atomanschlag, der uns alle wegfegt, gar nicht so schlecht. Wenn man nach seiner Aussage nichts mehr besitzt, jedoch glücklich sein soll, dann hat man von der wahren Natur des Menschen wohl gar nichts verstanden. Zurück zum «Alphüttli». Einfachheit und Bescheidenheit ist sehr wohltuend, aber innerhalb von einer 15 Minuten Stadt wohl kaum. Natürlich möchte man etwas besitzen. Allein, dass die Nachkommen einmal davon profitieren, gibt manchen Menschen ein Gefühl von Sicherheit. Was wir auf jeden Fall besitzen werden, ist ein QR-Code und ein selbst bezahltes Smartphone, welches immer auf dem neusten Stand sein muss. Meine Tochter kommt jetzt in die Berufswahlphase und wir müssen tatsächlich darüber diskutieren, ob ihre Wahl in den nächsten 10 Jahren von der KI ersetzt werden könnte. Sie soll trotzdem lernen, was sie möchte.


Künstliche Intelligenz


Ich bin nicht gegen Fortschritt, aber die KI ist zu früh. Wir werden regelrecht überrumpelt mit neuen Technologien, die wir widerstandslos annehmen müssen. Ich glaube, mein Computer leidet an einem Update Krebs und mein Handy ist depressiv, weil es alles kann, aber wieder durch eine Cheerleader-Version ersetzt werden muss. Ich vermute, die KI kann nur gewisse Menschen inspirieren und fördern, aber dem grossen Teil der Menschheit wird sie Schaden zufügen. Wer will schon in digitale "Alphüttli" Ferien?


Weder Fisch noch Vogel


Ich habe heute leider keine Pronomen für Dich. Schön, dass Du dabei warst. Ich wünsche allen, die sich als Fuchs, Baum oder geschlechtsneutrale Person definieren eine gute Zukunft. Wir nehmen Euch alle an und respektieren Euch. Aber ihr seid nicht die neue «Religion»! Also lebt einfach Euer Leben unter Euch und lasst die anderen in Ruhe. Ich kann seit Monaten keine Regenbogenfahne mehr sehen! Als man mir gesagt hat, "Wickie" sei eigentlich ein Mädchen, ist für mich eine Welt zusammen gebrochen. Dieses Trauma soll sich nicht noch einmal wiederholen!


Die Hoffnung stirbt zuletzt


Hoffnung ist ein Zustand der Erwartung. Das Wort Hoffnung sollte man streichen. Wer soll genau die Verantwortung übernehmen? Gott? Oder die anderen? Wir sind die Schöpfer von unserem Leben. Wir können alles tun, was wir wollen. Lieben ist wohl das Einzige, was man uns nicht wegnehmen kann, und das Leben vorantreibt. Darum werden auch dieses Mal die neu definierten Pläne an der Menschheit scheitern.



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2 Kommentare

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Gast
12. Juni 2023
Mit 5 von 5 Sternen bewertet.

Schön geschrieben - ich sehe allerdings die Zukunft positiv, weil wir immer Menschen bleiben werden - egal, was geschieht!

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Gast
12. Juni 2023
Mit 5 von 5 Sternen bewertet.

Ich werde wohl trotz allem ein farbenfrohes Kind bleiben. Mit Blau- oder Grau-man werde ich mich wohl nie brechen lassen.

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